Auf Zeitreise in die Berge: Ibi, Alcoi und Guadalest

Gerade an heißen Tagen des Sommers fällt es vielen Urlaubern bekanntlich schwer, sich loszureißen und auf Entdeckungstour zu gehen. Ich kann euch aber nur ermuntern, morgens früh aufzubrechen und mal eine Tour in die Berge zu machen, es lohnt sich!

Das schöne Städtchen Alcoi und das Bergdorf Guadalest, die man immer wieder irgendwo in Social Media gesehen hat, haben wir seit Jahren immer wieder hinten angestellt, obwohl es eigentlich gar nicht so weit weg ist. Wir nehmen euch heute mit und beginnen unseren Ausflug mit dem Auffahren auf die N332 in Richtung Alicante und starten in eine faszinierende Tagestour durch Geschichte und Kultur mit dem ersten Ausflugsziel in die goldenen 80er Jahre: Ibi.

Historie (und 80er Jahre) erleben in Ibi

Nach einer malerischen Fahrt durch die Berge erreichen wir dank des Navis die Stadt Ibi, einem ganz besonderen Reiseziel für alle, die ihre Jugend zwischen den 70er und 90er Jahren genossen, doch darüber gleich etwas mehr!

Ibi liegt nur eine knappe Autostunde entfernt von unserer Urbanisation, genauer gesagt ca 37 km nördlich von Alicante in der Bergregion der schönen Costa Blanca.

Mit etwas über 20000 Einwohnen ist es über die Region hinaus bekannt für sein „Els Enfarinats“ Event am 28. Dezember, die Schlacht der Mehlmänner (auch hier ein schöner Artikel dazu). Hier ist seit über 200 Jahren brauch, in einem humoristisch nachgespielten Putsch, der auch als „Fiesta dels Enfarinats“ bekannt ist, Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln (bei Banken und Geschäften werden Steuern eingetrieben), einer witzigen Tradition, die Schule machen sollte :)

Bei diesem großen Volksfest erobern sogenannte Rebellen „Els Enfarinats“ (dt. Die Eingemehlten) bunt verkleidet und mit Mehl, Eiern, Knallfröschen etc. bewaffnet die Stadt ibi und treiben Strafgelder ein, setzen den Bürgermeister ab und balgen sich mit ihren Gegnern, der Gruppe „La Oposicio“. Am Ende des Tages wird dann das abgepresste Geld an gemeinnützige Organisationen verteilt.

Die frühere Hochburg der Spielwarenindustrie

Gemeinsam mit den angrenzenden Orten bildet Ibi das Zentrum der spanischen Spielwarenindustrie. Seit 1990 gibt es in Ibi das Spielzeugmuseum Museo Valenciano del Juguete, das seinen Platz in der Nähe des Kirchplatzes in einem Gebäude mit zwei Etagen aus dem 18. Jahrhundert, im Zentrum der Altstadt von Ibi, gefunden hat.

Eine schöne Region, die einige schöne Ausflugsziele und die Chance auf ein zweites Frühstück bietet.

Wer jedoch sein Herz irgendwo in den 80er Jahren vergessen hat, sollte noch das Städtchen jetzt noch nicht verlassen, sondern noch ein Museum besuchen:

Das Museo del Videojuego Arcade Vintage

Arcadeautomaten
Eine von mehreren Reihen alter restaurierter Arcadeautomaten

Das Museo del Videojuego Arcade Vintage ist ein spektakuläres Museum, in dem die Träume aus unserer Jugend wieder wach werden. In einem alten Gebäude mit gut 800 m² Ausstellungsfläche erwarten die Besucher eine riesige Ausstellung von liebevoll restaurierten Arcade Automaten, Flippertischen und Sonderausstellungen. Mit einer stetig wachsenden Anzahl an Exponaten (aktuell über 300) begeistert die mythische Spielhallen jeden Besucher schon beim Eintritt.

Der Eintrittspreis war im Vergleich zu meinem Besuch im OCM in Oldenburg vergleichsweise hoch. Doch wenn man bedenkt, dass man hier alle Automaten kostenlos spielen kann, und zwar so lange man möchte, dann ist es eigentlich ein Schnäppchen.

Als wir hier waren, konnten wir zufällig die Monkey Island Sonderausstellung genießen und viele andere inzwischen vergessene Erinnerungen wieder ausgraben. Eine großartige Reise an den Anfang des Videospielzeitalters, als es noch kein PayToWin oder Ingame-Käufe gab.

Tipp: Gerne die Kuratoren bei Fragen um Hilfe bitten, man feut sich hier sehr über das Interesse. Und wenn man auch kein Spanisch spricht, wird man tun, was man kann, um zu helfen oder zu erklären :)

Wer also mit dem Nachwuchs im Urlaub in Spanien ist und diesen mal zeigen möchte, wie wir früher unser Geld ausgegeben und uns mit Freunden getroffen hatten, als es noch keine Playstation oder Xbox gab, sollte hier unbedingt reinschauen und noch einmal den Einstieg in die Welt der Videospiele feiern.


Die Geburtsstunde der Videospiele war in den 70er und 80er Jahren und in diesem Museum erlebt man dies noch einmal von Anfang an. Ob TRS80, C64 oder Commodore Amiga, diese Maschinen warten nur darauf, von euch nochmal entdeckt zu werden.

Tipp: Wer irgendwann genug vom zocken hat, sollte mal die anderen Besucher beobachten. Mir ist aufgefallen, dass ich selten so viele Menschen gesehen habe, die so gute Laune haben.

Man darf sich dieses Ausflugsziel nicht entgehen lassen, da es eine schöne Zeitreise bietet. Doch da das Museo del Videojuego Arcade Vintage nur am Wochenende geöffnet ist, sollte man es möglichst zuerst ansteuern, ehe es hier voller wird, was am Wochenende schonmal passieren kann.

Hier der Link zum Museo del Videojuego Arcade Vintage in Google Maps , damit ihr das leichter findet und zur Homepage des Vereins.

Retro-Basteln mit Bügelperlen
Am Ende noch ein wenig Retro-Basteln mit Bügelperlen ehe wir weiterziehen

Mit einem guten Gefühl und der Erkenntnis, dass wir ganz schön alt geworden sind, verlassen wir Ibi und fahren weiter in Richtung Alcoi, das nur eine gute viertel Stunde von hier zu erreichen ist.

Alcoi, die schöne Stadt in den Bergen

Noch so vielen Jahren, die wir in der La Marina Urbanisation schon unseren Urlaub verbracht haben, war die Vorfreude groß, diesen Ort zu besuchen. Vor allem, wenn man den Ausflug schon so oft verschoben hat.

Wer wie wir mit dem Navi ins Zentrum fährt, dem wird durch die unerwartete Zufahrt zum Zentrum zeitweilen den Mund offen stehen. Wir wählten das Parkhaus „Parking del Racó“ auf Google Maps, da Parkplätze hier wirklich rar sind.

Mit ihrer reichen Geschichte, der atemberaubenden Architektur und einer blühenden kulturellen Szene ist Alcoi ein wahrer Schatz, der darauf wartet, entdeckt zu werden.

Alcoi kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Ein absolutes Muss ist der Besuch des Archäologischen Museums, das Artefakte aus verschiedenen Epochen präsentiert.

Plaza de España in Alcoi
Plaza de España in Alcoi

Die beeindruckende Plaza de España, das historische Zentrum und der imposante Palast Casa del Pavo sind weitere Orte, die einen Einblick in die reiche Vergangenheit der Stadt bieten.

Alcoi vereint auf faszinierende Weise Geschichte und moderne Architektur. Der preisgekrönte Architekt Santiago Calatrava hinterließ seine Spuren in der Stadt mit dem innovativen Viadukt „Puente de San Jorge“. Ein Spaziergang entlang dieses architektonischen Meisterwerks ist ein absolutes Highlight.

Teatro Calderón
Das Teatro Calderón (zur Webseite mit dem Programm)

Festivals und Traditionen: Alcoi ist für seine lebendigen Festivals und Traditionen bekannt. Das wichtigste Ereignis ist zweifelsohne das Fest der Mauren und Christen (Fiestas de Moros y Cristianos), das jedes Jahr im April stattfindet. Während dieser beeindruckenden Veranstaltung werden historische Schlachten nachgestellt und die Straßen sind mit farbenfrohen Kostümen und festlicher Musik erfüllt. Ein unvergessliches Erlebnis!

Naturschönheiten: Alcoi liegt inmitten einer spektakulären Naturlandschaft. Der Naturpark Serra de Mariola ist ein Paradies für Naturliebhaber. Hier kannst du wandern, die atemberaubende Aussicht genießen und die lokale Flora und Fauna entdecken. Die Wasserfälle des Rio Polop sind ebenfalls einen Besuch wert und bieten eine erfrischende Abwechslung an heißen Sommertagen.

Zeit für kulinarische Köstlichkeiten: Eine Reise nach Alcoi wäre nicht vollständig, ohne die lokale Küche zu probieren. Die Region Valencia ist bekannt für ihre Paella, und du solltest unbedingt eine traditionelle Paella Valenciana kosten. Die Stadt ist auch für ihre süßen Gebäcke wie Tarta de Alcoy und Rollitos de Anís berühmt. Genieße die authentischen Aromen und lerne die kulinarische Vielfalt dieser Region kennen.

Alcoi stellt sich in einem Video selbst vor:

Unser Fazit? Also Alcoi ist eine Stadt, die es verdient, entdeckt zu werden. Mit ihrer faszinierenden Geschichte, beeindruckenden Architektur, pulsierenden Festivals und Naturschönheiten hat sie für jeden Besucher etwas zu bieten. Wir haben uns fest vorgenommen, die Stadt nächstes Mal am Abend zu besuchen, wenn hier vielleicht etwas Spezielles auf dem Programm steht. Veranstaltungen in Alcoi plant und entdeckt man unter https://www.comunitatvalenciana.com/de/alacant-alicante/alcoi-alcoy/veranstaltungen/


Zurück im Parkhaus stellen wir uns und das navi auf die Tour nach Guadalest ein, das wir letztes Jahr erstmals besucht haben. Von dem sagenhaften Ausflug im letzten Sommer haben wir hier im Blog auch einen Tipp über den Besuch der Wasserfälle, „Fonts de l’Algar“. Doch nun auf nach Guadalest:

Guadalest: Ein malerisches Juwel

Festung von Guadalest
Die Festung von Guadalest von einer Haltebucht auf der Bergstraße aus gesehen

Wer so wie wir die Fahrt durch die sich windenden Bergstraßen genossen hat, wird zum krassen Gegensatz zu Alcoi, wo die Parkplätze im Zentrum eher etwas rar sind, hier nach der herrlichen Fahrt durch die Natur mit einem großen Parkplatz belohnt. Die Parkgebühren waren mit 2 Euro für den ganzen Tag überraschend günstig, wir hatten im Auto schon Wetten abgeschlossen, was man uns hier wohl abnehmen mag.

Glücklich, sich nun die Beine vertreten zu dürfen, machen wir uns auf den Weg durch den kleinen malerischen Ort rund um die Burg von San José. Obwohl fast jeder Laden Dinge anbietet, die wahrscheinlich tausende Kilometer entfernt extra für Touristen angefertigt wurden, fühlt es sich gut an. Das Klima, die Leute und der Duft aus der einen oder anderen Küche.

Wir wandern aber weiter durch die alten kleinen Gassen zum Eingang in die Burg. Von riesigen Palmen gesäumt erlebt man hier am Fuß des Gipfels bereits einen atemberaubenden Ausblick.

Diese bezaubernde Stadt, die nur durch diesen Tunnel betreten werden kann, liegt hoch oben auf einem Felsplateau und fasziniert Touristen mit ihrer atemberaubenden Naturlandschaft und ihrer historischen Bedeutung.

Der Höhepunkt unseres Aufenthalts ist hier natürlich das Betreten und Erforschen des Museums im ersten Haus nach dem Betreten der Festung. Trotz seiner kleinen Größe beherbergt Guadalest eine erstaunliche Anzahl von Museen und Kunstgalerien. Das Museum Casa Orduña (Haus der Familie Orduña) zeigt eine faszinierende Sammlung von historischen Artefakten und Kunstwerken, die teils auch zum Verkauf stehen.

Die Festung aus dem 11. Jahrhundert thront hoch über der Stadt und bietet einen atemberaubenden Panoramablick auf die umliegende Landschaft:

Stausee von Guadalest
Stausee von Guadalest

Erkunde die gut erhaltenen Mauern, Türme und Verteidigungsanlagen und tauche ein in die Geschichte des Ortes. Der Blick vom höchsten Punkt, dem Festungsturm, neben dem Friedhof einfach magisch und brachte mich dazu hier sogar ein TikTok aufzunehmen, vielleicht mag jemand ein Herzchen ❤️ dalassen? Danke

Glockenturm
Der bekannte Glockenturm der Festung

Auf dem Rundweg hat man das Empfinden, als wäre man beim Betreten des Museo in eine Zeitkapsel getreten, die dich in vergangene Zeiten zurückversetzt. Man schlendert durch die engen Gassen, bewundert die traditionellen Häuser und entdecke malerische Plätze – die Museumstour hat sich wirklich gelohnt!

Der Stausee von Guadalest, ist ein malerischer Ort, der von majestätischen Bergen umgeben ist. Den besten Ausblick darauf hat man vom höchsten und schönsten Punkt der Festung. Vom Friedhof aus:

Friedhof Guadalest
Der unbeschreibliche Friedhof von Guadalest

Am Ende bleiben nur Souvenirs: Doch statt einem Andenken haben wir uns für ein paar Bier entschieden, die wir am Dorfplatz genossen haben.

Guadalest-Panorama
Das Guadalest-Panorama zum Abschied

Unser Fazit? Toll, mit einem Hauch von Disneyland, doch mit so viel Charme und natürlicher Schönheit waren wir sehr beeindruckt. Von der festung über das historische Zentrum bis hin zum malerischen Stausee bietet Guadalest eine Vielzahl von malerischen Ausichtspunkten. Wer jedoch mit dem Laufen Probleme hat, sollte auf viel Zeit und Gehstock oder Krücke zurückgreifen, denn der Weg ist teilweise wirklich etwas beschwerlich.

Eine Reise nach Guadalest ist wie eine Reise in eine andere Welt – eine Welt voller Geschichte, Kultur und unvergesslicher Eindrücke, die wir jedem, der die Region besucht, ans Herz legen wollen.

Unser Tipp: Egal von welcher Seite ihr Guadalest angesteuert habt, nehmt bei der Rückfahrt unbedingt nicht die gleiche Richtung, aus der ihr gekommen seid. Es lohnt sich, sich ein wenig in der Kunst, der Umwege zu üben und wird mit unvergesslichen Foto-Points, Marmeladenstuben oder idyllischen Restaurants belohnt!

Momentan kann ich davon leider nur träumen, diesen Sommer gibts leider keinen Urlaub. Doch da ich mich immer wieder sehr gerne an diesen Tag erinnere, musste ich unseren neuen Ausflugstipp der Kategorie für Ausflugsziele an der Costa Blanca endlich mal hinzufügen. Euch allen einen schönen Urlaub!

Danke fürs Lesen! Wenn Dir der Artikel gefallen hat, freue ich mich, wenn Du diesen vielleicht mit Freunden oder Bekannten teilst.

Viele Grüße,
euer Jürgen

Jürgen Jester

Unsere zweite Heimat ist La Marina etwas südlich von Alicante. Vor allem Ausflugsziele für die Region und Tipps rund um das Leben möchte ich hier vermitteln. Als (Teil)Resident gewinnt man hier viele Erfahrungen und so möchte ich Sie daran gerne teilhaben lassen. Wenn Sie glauben, hier fehlt noch ein wichtiger Beitrag, nehmen Sie bitte jetzt gleich Kontakt mit mir auf - ich freue mich über jedes Feedback.

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